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Einsicht in die Therapie

Vera durchlebte zu Hause ein Chaos von Gefühlszuständen die sie weder steuern noch begrenzen konnte. Aber sie konnte diese Stunden und Tage irgendwie aushalten. Noch findet sie kaum Worte für diese emotionale Tortur die sie durchstanden hat. Sie beschreibt aber einen Wechsel von Leere, Gleichgültigkeit, Selbstzweifel, Wut, Trauer, Langeweile… eine überwältigende Flut. Geholfen habe ihr, dass wir darüber gesprochen haben und sie wusste, es geht irgendwann vorbei.

 

Vera hat in den Vorwochen die Voraussetzung dafür geschaffen, sich ihren Gefühlen zu öffnen. Diese inneren Vorgänge wurden über Jahre mit Essen unterdrückt. Intensive Gefühle können seelisch wie auch körperlich eine schwer erträgliche Belastung sein. Insbesondere dann, wenn sie in einem noch rohen, diffusen Zustand nicht fassbar und nicht begrenzbar sind und einen innerlich zu überfluten drohen. Sie können einem buchstäblich den Boden unter den Füssen entziehen. Gefühlszustände zu regulieren, bedingt die Fähigkeit, spürbare Nähe und Vertrautheit zu sich herzustellen. Ein gewisses Vertrauen in sich selbst, die eigene Stabilität und Handlungsfähigkeit aufrecht erhalten zu können.

Vera’s Entschlossenheit, sich mit sich selbst zu konfrontieren, mit ihrem Körper und Bewegung vertraut zu werden und sich im offenen Gespräch mit ihrem Erleben zu befassen ermöglichten, diesen Krisenzustand zu Hause mit sich allein ohne Betäubung durch Essen und Kiffen zu ertragen. Der Weg nach innen ist jetzt vorgespurt. Sie hat erfahren, dass sie das Alleinsein mit sich aushalten kann. Sie muss ihr Inneres nicht mehr immer wegdrücken, indem sie sich an Essen klammert. Sie lernt allmählich, aufkommende Affekte zu erkennen, zu ordnen und in verstehbare Gefühle und Gedanken zu verwandeln.