Abschluss der Therapie
Vera berichtet zum ersten Mal von Streit mit ihrem Freund. Bisher erwähnte sie ihn kaum in der Sitzung und wenn doch, dann vor allem als Stütze und Sicherheit. Neu kommen sie sich in der Wohnung, in ihren Interessen und Wünschen in die Quere. Dass Vera eigene Interessen besser wahrnimmt und Konflikte mit ihrem Freund zulässt und austrägt, ist ein weiterer wichtiger Schritt in eine befriedigendere Lebensgestaltung. Statt mit ‘Neverfutter’ alles was belasten könnte wegzuessen, wagt sie es, sich mit ihrem Freund ‘auseinander-zu-setzen’.
Ein paar Gedanken zum Schluss…
Wozu kann uns Essen dienlich sein und weshalb …?
«Essen hat keine Beine». Es ist nicht wie ein Mensch der mal da ist, aber dann, wenn man ihn am dringendsten braucht ist er weg. Essen kann nicht weggehen. Es ist immer verfügbar. Es ist da in Momenten, in denen ‘etwas nicht gut ist’, etwas benötigt wird das beruhigt, ablenkt, gut schmeckt, Trost spendet, belohnt oder die Langeweile vertreibt. Essen, als etwas das von aussen kommt, das man sich nehmen kann im Versuch, sich zu helfen und zugleich unabhängig von anderen zu bleiben. Es hilft auch da, wenn Müdigkeit bedrohlich wird weil die Energie fehlt weiterzuarbeiten um alles gut und richtig zu machen um sich wert zu fühlen.
Unruhe /Rastlosigkeit / ‘etwas ist nicht gut’ – was kann das sein…?
Ist es die Abwesenheit? … wenn das Essen, die anderen, die Arbeit nicht mehr da ist?
Ist es, die Kluft die sich auftut, wenn da ‘nichts’ ist, kein Vorhaben und keine To-do’s … dann wenn die Erschöpfung oder die Unlust zu gross ist um sich noch weiter anzustrengen? Weil da nichts mehr ist was vor sich geht und einen trägt, kein geeigneter Plan, keine vertraute Person, keine Serie. Nur die Leere.
Essen schlägt eine Brücke über diese Kluft – bringt Hilfe von aussen. Man kann etwas tun, essen. Und dann, mit essen nicht aufhören, weiteressen über die Sattheit hinaus, zieht die Brücke weiter bis ans nächste Ufer. Wo wieder etwas da ist und nicht mehr Nichts! Völlegefühl, Bauchweh, Übelkeit, Schuldgefühle…. und das Versprechen, sich ab nächsten Montag zusammen zu reissen.
Was könnte eine Lösung sein?
Bei sich selbst zu sein. Mit sich da zu sein, sich zu begleiten. Im Inneren sind wir mit uns selbst allein. Die Voraussetzung aber, dieses Alleinsein zu ertragen ist unsere eigene Anwesenheit. Die eigene Fähigkeit, das, was innen spürbar ist, was vor sich geht, was aufkommt und wieder abflaut aufzunehmen, wahrzunehmen und es zu akzeptieren als innere momentane emotionale Realität.
Fazit
Wahrnehmen / Erkennen / Handeln.
Vera hat die Fähigkeit weiterentwickelt, sich bewusst zu werden, was sie spürt, was sie erlebt und fühlt, was sie will und wie sie angesichts all dem handelt. Diese Übersicht immer wieder zu suchen hilft, dass sie ihr Leben, ihre Freizeit befriedigender gestalten kann.